Der Motorschaden von Karl's GT 750 A

Karl, ein Fan von Dreizylinder Motoren aus dem schwäbischen Trochtelfingen, fand die Bikeschmiede über ihre Homepage. Probleme mit dem Suzuki Triple ließen eine komplette Motorrevision für ratsam erscheinen und so brachte Karl die GT 750 A zu mir nach Schweinfurt.

Der erste Eindruck den ich von der GT hatte, war eigentlich recht positiv, sie wollte zwar partu nicht anspringen, machte aber ansonsten einen zwar gebrauchten jedoch nicht schlechten Eindruck. Der Motor war abgestumpft und undicht und in den Auspufftöpfen gab es jede Menge Ablagerungen, doch so schlecht sah der Motor nicht aus. Ich sollte irren. Mein erster Gedanke, "das wird wohl nicht so schlimm" war mal wieder falsch!
 

Also machte ich mich ans Werk und das Triple Triebwerk wurde dem Rahmen entnommen.

Ausgebaut und seiner Anbauteile entledigt sah der GT 750 A Motor dann doch nicht mehr so prickelnd aus. Dreck und Rost hatten ihm über die Jahrzehnte schon massiv zugesetzt.

Als dann beim Herausschrauben der Zylinderkopfschrauben jede Menge Rost zum Vorschein kam, war mir schon klar, dass dieser Motor den Zylinder nicht freiwillig hergeben würde. 

Also musste wieder einmal die Abhebeplatte diese Arbeit unterstützen.
Nachdem der Zylinderkopf abgenommen war, fand ich in einem Wasserkanal eine M6 Inbusschraube, die anscheinend bei einer früheren Motoröffnung hineingefallen war.

Die Stehbolzenbohrungen waren voll Dreck, Rost und Schlamm und so wurde die Platte auf dem Zylinder montiert.

Durch gleichmäßiges Einschrauben aller 11 Schrauben auf die Stehbolzen gab der Zylinder langsam nach und bewegte sich unter knirschenden Geräuschen Millimeter für Millimeter nach oben.

Der Einblick, der sich dadurch in den Motor eröffnete, verhieß nichts Gutes...

Nachdem die Platte den Zylinder um einige cm angehoben hatte und somit den Blick auf die Stehbolzen freigab wurde klar, warum sich der Zylinder so standhaft gegen die Demontage wehrte.

Nachdem alle, immerhin 120 mm lange, Schrauben bündig auf der Platte saßen, gab der Zylinder auf und ließ sich abnehmen.

Die später dann entfernten Stehbolzen, die gegen neue aus Edelstahl ersetzt werden, gaben ein Bild des Grauens ab.

Unter dem Zylinder starrte es nur so vor Dreck und Rost, jedoch sah die glänzende Kurbelwelle noch recht ordentlich aus.

Die Lager der Kurbelwelle machten einen erstaunlich guten Eindruck, lediglich die Simmeringe waren durch die Jahre völlig verhärtet und porös. Ich schickte die Kurbelwelle zu Bernd Braun, der meinen Eindruck bestätigte und lediglich die abdichtenden Simmeringe erneuerte.

Im Inneren des Motors fand sich dann noch eine völlig verschlissene Kupplung und ein zerbrochenes Kunststoffwasserpumpenzahnrad.

Selbst den Metalkern dieses Zahnrades hatte es zerbröselt und es wundert, dass dadurch keine noch größeren Schäden entstanden waren.

So sah das Innere wie auch das Äußere der Motorgehäusehälften recht jämmerlich aus. Nun war erst einmal gründliche Reinigung angesagt.

Im Kurbelgehäuse stand das Zweitaktöl, weil die abführenden SRIS Leitungen völlig verstopft waren. Dies erklärt auch die starke Verkokung der Auspufftöpfe. Einige völlig verknörrte Schrauben mussten ausgebohrt werden und alles starrte nur so vor Dreck und Siff.

Nach dem Glasperlstrahlen wurden dann die Motorteile auf der Kunststoffplatte befestigt und diese dann in der Gleitschleifmaschine montiert.

Hochglänzend und mit einer hervorragend verdichteten Oberfläche versehen wurden die Teile nach rund 40 Stunden aus der Gleitschleifmaschine geholt.

Die Motorgehäusehälften, die vor Dreck nur so starrten, präsentieren sich nach der Reinigung und dem
Glasperlstrahlen ebenfalls in neuwertigem Zustand.

Als nächstes werden jetzt der Zylinderkopf geplant und ebenfalls der Zylinder an der Ober- und Unterfläche begradigt. Da die Kolben, die sich in einem erstklassigen Zustand befinden, weiterverwendet werden, lasse ich lediglich die Laufbahnen neu honen.

Dann kann der Wiederzusammenbau des GT 750 A Motors beginnen.

Der Zylinder und der Zylinderkopf wurden in der Gleitschleifmaschine aufbereitet und bekamen dann von Ralf Schaffner einen Honschliff und wurden geplant.

 

Die Wasserpumpe wurde überholt, denn da sie aus verschiedenen Teilen unterschiedlicher GT Modelle zusammengesetzt war, konnte sie nicht funktionieren.

und zur sicheren Abdichtung wurden alle Simmerringe gegen neue ausgetauscht. 

Die Kupplung bekam neue Reibscheiben, da die alten ziemlich verschlissen waren und es wurde das von uns gefertigte Aluminiumwasserpumpenantriebszahnrad verbaut. Damit sind solche Schäden wie an diesem GT Motor, wo das Kunststoffzahnrad gebrochen war, nicht mehr möglich.

Eine elektronische Zündung von Accent und nachgefertigte Zylinderstehbolzen aus Edelstahl, sowie die polierten Seitendeckel rundeten dann das Bild dieser GT Motorüberholung ab.

Nun war der Motor von Karl's GT fast schon für den Wiedereinbau in das Fahrwerk bereit.

Und nun war es soweit: der überholte Motor kam wieder in das Fahrwerk von Karl´s GT 750 B.

Nachdem ein neuer Kabelbaum verlegt war, funktionierte die Elektronik wieder einwandfrei. Die Vergaserbatterie und der Luftfilterkasten kamen an ihren Platz und die Kühlwasserschläuche wurden erneuert und wieder angeschlossen.

Die Auspuffanlage von Karl's GT 750 A stellte sich auch als prickelnd heraus. Die Schalldämpfereinsätze der mittleren Töpfe waren beide defekt.

Beim linken, der beiden mittleren Rohre, war die "Flöte" auseinandergerissen und so verknörrt, dass die Abgase kaum noch entweichen konnten. Bei der rechten war eine Verdrehung, aber noch kein Abriss, vorhanden.

Die großen Schalldämpfereinsätze vom rechten und linken Zylinder sind zwar verdreckt, aber intakt. Die Auspuffanlage wird jetzt komplett ausgekokt und mit neuen "Flöten" versehen, damit der Motor wieder ordentlich ausatmen kann.

Nachdem die Auspufftöpfe gut drei Sunden vor sich hin gekokelt hatten, fiel der ganze alte Dreck heraus. Jetzt waren die Rohre wieder frei und durchgängig.

Als dann die gereinigte Auspuffanlage wieder an der GT war kam es zum ersten Motorlauf und dieser fiel überhaupt nicht zu meiner Zufriedenheit aus.

Der Motor lief lediglich auf dem mittleren Zylinder, rechts und links pumpte er nur Kraftstoff und Öl.

Also ging es los mit der Fehlersuche. Da Kraftstoff vorhanden war, hatte ich die Zündung im Verdacht, diese arbeitete jedoch einwandfrei und konnte als Fehlerquelle ausgeschlossen werden.

Ich tauschte die Zündspulen aus, aber auch dies brachte die äußeren Zylinder nicht zum Laufen. Auch brachte der versuchweise Austausch der kompletten Auspuffanlage keinerlei Ergebnis.

Blieb nur noch die Vergaserbatterie, die nach Angabe von Karl erst bei einem Fachbetrieb überholt wurde. Und da war tatsächlich der Hund begraben.

Neben falschen Düsennadeln und verschlissenen Düsenstöcken fand ich falsche Leerlaufdüsen, die für den Ärger verantwortlich waren. Diese Düsen hatten zwar die von Suzuki vorgeschriebene Größe von 45, wiesen aber eine andere Bauform auf und verhinderten so die Verbrennung in den Zylindern.

Im mittleren Vergaser befand sich die richtige Leerlaufdüse und somit war dieser auch der einzigste Zylinder der lief. Nach Austausch aller Leerlaufdüsen auf Originale von Mikuni schnurrte der Tripple zufrieden vor sich hin und es ging zur Probefahrt.

Sauber und kraftvoll ging der Motor zur Sache, zog in allen Drehzahlbereichen sauber durch und schwang sich problemlos zu 190 km/h Höchstgeschwindigkeit auf. Keinerlei Leckagen, weder Wasser noch Öl trübten das Bild und so war ich mit diesem Motor rund um zufrieden. Nach einer ausgiebigen Probefahrt kam die obligatorische Zündkerzenkontrolle und auch das Brandbild der Kerzen zeigte, dass die Komplettüberholung von Karl´s GT 750 A Motors rundum gelungen war.

Nun konnte Karl sein gutes Stück wieder abholen, was Karl auch am Donnerstag gleich tat. Jetzt kann der Büffel wieder die Straßen seiner Heimat unter die Räder nehmen.