Der "geschundene" 380er Motor von Johannes

Mitte Dezember 2015 brachte Johannes den Motor seiner Suzuki GT 380 K, Bj.1973 zu mir in die Bikeschmiede. Der Motor, der schon neue Übermaßkolben hatte, fiel durch mangelhafte Leistung und starker Qualmentwicklung auf. Johannes bat mich, den Motor komplett neu aufzubauen.

Anfang Januar 2016 machte ich mich ans Werk und das kleine 380er Triebwerk wurde erstmal komplett zerlegt.

Der wunderschöne und fein verrippte "RAM AIR" Deckel wurde abgenommen und es zeigte sich gleich, dass der Zahn der Zeit auch an diesem Motor nicht spurlos vorüber gegangen war.

Kolben, Kolbenbolzen, Kolbenlaufbahnen usw. waren - da ja erst letzten Sommer überholt - in einwandfreiem Zustand.

Weiter unten war es dann nicht mehr so prickelnd...

...denn jede Menge Metallspäne, verursacht durch ein defektes Kupplungslager, befanden sich unter dem Kupplungsdeckel. Aber gut, das war halb so schlimm, da der Motor ja eh kommplett zerlegt werden musste. Also ging es gleich weiter.

Nach dem Abheben der oberen Motorgehäusehälfte hatte ich ein Phänomen, welches mir bei all den vorangegangenen Motorinstandsetzungen noch nie untergekommen war. Die Kurbelwelle klemmte festkorrodiert im oberen Gehäusedeckel und ließ sich nur mit aüßerster Kraftanstrengeung entfernen.

Im unteren Gehäusedeckel stand massenhaft das Zweitaktöl. Ein klares Zeichen dafür, dass die SRIS (Suzuki-Recycle-Injection-System) Leitungen völlig verstopft waren.

Es wurde erstmal weiter zerlegt und dann die Motorgehäuse-hälften im Teilewäscher vom gröbsten Schmutz befreit und die Kurbelwelle trat ihre Reise nach Herne zu Bernd Braun an.

Nach der groben Reinigung im Teilewäscher wurden sämtliche Motorteile per glasperlstrahlen restlos gesäubert und die Motorgehäuseseitendeckel, die Zylinder und der Zylinderkopf samt "RAM AIR" Deckel der Gleitschleifmaschiene zur Hochglanzverdichtung übergeben.

Die Motorgehäusehälften wollte Johannes in dem durch das Glasperlstrahlen entstandenen seidenmatten Finish belassen.

Jetzt wurde in die untere Motorhälfte die Schaltwalze und die Schaltklauen wieder eingesetzt.

Die beiden Getriebewellen und die Kickstarterwelle wurden wieder eingesetzt und auf Funktionstüchtigkeit überprüft.

Die von Bernd Braun überholte Kurbelwelle kam wieder an ihren Platz.

Diese hatte in den vergangenen Jahrzehnten doch ziemlich gelitten, so dass Bernd alle Kurbelwellensimmerringe und ein Pleuellager samt Pleuelzapfen erneuern musste. Auch ein neues Pleuel kam zum Einsatz.

Nun konnte das Motorgehäuse wieder geschlossen werden und nach dem Einstreichen mit Motorgehäusedichtmasse mit den unzähligen gereinigten und polierten M6, M8 Gehäusebolzen verschlossen werden.

Die Antriebszahnräder für den Kickstarter und der Kupplungskorb wurden wieder eingebaut. Der Kupplungskorb wies kaum Rattermarken auf und konnte unbearbeitet wieder eingesetzt werden. Die Kupplungsreibscheiben waren noch im guten Zustand und so kam die Kupplung komplett wieder ans Motorgehäuse.

Jetzt konnte die rechte Seite mit dem hochglanzverdichteten Kupplungsgehäusedeckel verschlossen werden.

Nach dem Reinigen der Lichtmaschine wurde auch diese wieder eingebaut und die Kolben kamen auf die Pleuelstangen. JE 380K 021Nach dem Setzen von Zylinder und Zylinderkopf war der kleine 380er nun wieder komplett.

Toll sah er aus, der GT 380 Motor! - Das gestrahlte in matt schimmernde Aluminiumgehäuse mit den hochglanzverdichteten Seitendeckeln und dem wunderschönen Ram-Air-Luftleitblech über den Zylindern.

Auch Johannes war von der Optik und dem Finish seines
380er Motors hellauf begeistert und freute sich sichtlich. Er hängte noch am selben Abend den Motor in den Rahmen der
GT 380 und wird in der kommenden Saison mit Sicherheit
sehr viel Freude und Spaß mit dem kleinem Moppet haben.