Der Motor

Da stand er nun - der wassergekühlte Dreizylinder - der sicherlich schon bessere Zeiten gesehen hatte. Jetzt musste er erstmal die gründliche Außenreinigung über sich ergehen lassen und dann das vollständige Zerlegen.

Leider brachte das Reinigen mit dem Heißwasserdampfstrahler nicht besonders viel, zu verkrustet und verdreckt war der GT 750 Motor. Aber egal, da alle Motorteile sowieso glasperlengestrahlt werden, hat der Dreck nur noch geraune Zeit Bestand.

Also dieser Motor hatte niemals die 27.000 km gelaufen, die auf der "Uhr" der GT 750 B stand. Eine eins vor den 27.000 km würden der Realität schon eher entsprechen, aber noch kurioser war, dass der Motor gar nicht zum Fahrgestell gehört. Die 73er Rahmennummer wies die GT klar als B-Modell aus, während der Motor mit einer 62er Nummer erheblich früher produziert wurde.

Es war also ein Tauschmotor, wahrscheinlich aus einem früheren M oder A Modell. Aber egal, jetzt ging es ans Aufmachen, jedoch wollte dies der Motor nicht zulassen. Die Gegenwehr war heftig.

GT750B 003
Beim Herausschrauben der Zylinderkopfschrauben kam aus den Kanälen jede Menge Dreck und Rost mit nach oben und mir war klar, das die "Braune Pest" mal wieder ganze Arbeit geleistet hatte.

Die Schrauben saßen bombenfest auf den Stehbolzen, so dass sich drei von insgesamt elf Stehbolzen gleich mit herausschraubten.

Leider blieb es bei diesen Dreien, die restlichen neun hielten den Zylinder unverrückbar fest und waren nicht bereit auch nur einen mm nachzugeben.

Das fluten der Kanäle, in denen die Stehbolzen standen, mit Rostlöser brachte genauso wenig wie das tracktieren des Zylinders mit dem Gummihammer.

Also musste eine andere Lösung her.

GT750B 006Ich erinnerte mich an die Lösung mit einer Stahlplatte, die ich mal in einem Forum gelesen hatte, und so wurden die Bohrungen des Zylinders auf eine 15mm starke Stahlplatte übertragen.

Nach bohren und gewindeschneiden dieser Platte konnte sie auf dem Zylinder aufgesetzt werden und wurde fest mit diesem verschraubt.

Dann wurden mit dem Schlagschrauber die M12 Schrauben gleichmäßig auf die Stehbolzen gepresst, wodurch der Zylinder gleichmäßig vom Motorgehäuse abhob.

Stück für Stück kam der Zylinder weiter aus den völlig verrotteten und verdreckten Stehbolzen heraus und es

GT750B 009offenbarte sich immer mehr in welch grotten schlechten und vergammelten Zustand dieses GT 750 Triebwerk war.

Es war erstaunlich, dass der Motor überhaupt bei Manfred   noch Lebensäußerungen von sich gab, was aber wiederum für die Robustheit der Suzuki GT 750 Motoren spricht.

Auf jedenfall war dieser GT 750 Motor der schlechteste, den ich bislang zur Restauration hatte.

 

Die Kolbenlaufbahnen sowie die Kolben sind völlig verschlissen, da ist erstes, wenn nich gar zweites Übermaß fällig und auch die Kolbenbolzen samt Nadellager haben den Zenit bereits weit überschritten.

Die Zylinderstehbolzen werden ebenfalls erneuert, aber vorher müssen sie ersteinmal das Motorgehäuse freigeben.

Was man bislang von der Kurbelwelle sieht schreit förmlich nach einer Instandsetzung bei Bernd Braun und ich bin sehr gespannt mit welchem Elend der Motor bei der weiteren Zerlegung noch aufwartet.

Nachdem die Kurbelgehäusehälften voneinander getrennt waren, was sich wiederum recht schwiereig gestaltete, da man den Motor mit unmengen von Dichtmasse verklebt hatte, lag die Kurbelwelle und das Getriebe vor mir.

Dass die Kurbelwelle ihre besten Zeiten bereits weit hinter
sich gelassen hatte, war deutlich zu sehen. Um so mehr erstaunte mich der gute Zustand in dem sich die Kupplung und das Getriebe präsentierten.

Der Kupplungskorb verfügte tatsächlich noch über den Stahlversteifungsring und dieser war noch nicht einmal ausgeschlagen. 

Aber noch viel interessanter war die Tatsache, dass sowohl die Schaltgabeln als auch die Schaltwalze neuwertig waren. Diese Schaltgabeln wiesen nicht den geringsten Verschleiß auf und sahen aus, als ob sie soeben aus dem Suzuki Ersatzteilregal kämen.

Anscheinend war der Büffel nach dieser Reparatur nicht mehr gefahren worden und muss viele Jahre feucht gestanden haben, denn anders lässt sich die schwierige Zerlegunf durch den hohen Rostbefall nicht erklären.

Jedenfalls wurde mit diesem Getriebe noch nicht viel geschaltet. Eigenartig ist nur, dass, wenn man den Motor schon auseinander hat und das Getriebe erneuert, man defekte Kolben, eine verschlissene Kurbelwelle usw. drin lässt.

Die Wasserpumpe war ebenfalls defekt und der Impeller aufgrund roher Montage gebrochen. Durch die stümperhafte Abdichtung der Wasserpumpe stand das Kurbelgehäuse unter Wasser.

Der Verdreckungsgrad dieses Motors war schon unglaublich und so mussten alle Teile erst einmal durch den Teilewäscher.

GT750B 021Aber auch der Teilewäscher kam bei dieser starken Verschmutzung an seine Grenzen. Zu hartnäckig war der 40 Jahre alte Dreck und er wollte partu nicht weichen.

Also kam die ultimative Waffe im Kampf gegen verunreinigte Motorgehäuse zum Einsatz: das Glasperlstrahlen.

Nach gut zwei Sunden waren alle Motorteile porentief sauber und die Seitendeckel wurden gleich der Gleitschleifmaschine zur Hochglanzpolitur übergeben.

Zwischenzeitlich bestellte ich alle benötigten Ersatzteile wie zb. neue Simmerringe und Dichtungen und sobald die Kurbelwelle von der Instandsetzung von Bernd Braun zurück ist, kann der jetzt saubere Motor wieder komplettiert werden.

 

Nachdem inzwischen die komplett überholte Kurbelwelle von Bernd Braun (Crankup) zurückkam und die Gleitschleifmaschine die ersten polierten Motordeckel wieder herausrückte kann der Neuaufbau des GT 750 Triebwerk bald beginnen.

Die Wasserpumpe hatte die beste Zeit auch bereits hinter sich. Der Impeller GT750B 030war gebrochen, das Lager durch Korrosion zerfressen und im Ganzen ziemlich unansehnlich. Nach Überholung und Reinigung strahlte die Wasserpumpe wieder im schönen Glanz und konnte an die vorgesehene Stelle in der unteren Motorgehäusehälfte wieder eingebaut werden.

Als nächstes kam das Getriebe wieder an seinen Platz. Nach gründlicher Reinigung stellte ich erneut fest, dass sich das Getriebe in absolut neuwertigem Zustand befand.

Die Schaltklauen und alle Wellen wiesen keinerlei Abnutzungen oder irgendwelchen Verschleiß auf. Lediglich alle abdichtenden Simmerringe wurden durch neue ersetzt.

Auch die von Bernd Braun wieder top instandgesetzte Kurbelwelle wurde eingesetzt und die Simmerringe schlossen mit dem Gehäuse absolut bündig und dicht ab.

Nun konnte das Motorgehäuse geschlossen werden. Nach Auftragen einer dauerelastischen Dichtmasse wurde die obere Gehäusehälfte aufgesetzt und mit den 32 Stehbolzen der Größe M6, M8 und M10 mit dem jeweils richtigen Drehmoment verschraubt.

 

Die Stehbolzen für den Zylinderkopf, die es im übrigen von Suzuki nicht mehr gibt, wurden aus Edelstahl angefertigt und in die Zylinderstehbolzengewinde eingeschraubt.


Der Anlasser und der Anlasserfreilauf wurden eingebaut und das angefertigte Aluminiumwasserpumpenantriebszahnrad kam an den linken Kurbelwellenstumpf. Das ehemalige Kunststoffzahnrad für den Wasserpumpenantrieb hatte, wie alle diese Kunststoffzahnräder, bereits tiefe Risse.

Als nächstes war die Kupplung dran.GT750B 037 Der Kupplungskorb war in ausgezeichnetem Zustand bis auf die üblichen Rattermarken, die die Stahlkupplungsscheiben in die Aluminiumführungen eingeschlagen haben.

GT750B Motor 071

Diese Rattermarken wurden von mir herausgefeilt und dann die Kupplung mit den ebenfalls fast neuwertigen Kupplungsscheiben wieder montiert.

Der Kupplungsdeckel wurde montiert und die mechanische Betätigung für die Kupplung eingesetzt.

Die Lichtmaschine, die kohlrabenschwarz war und vor Dreck nur so starrte, wurde erst einmal im Teilewäscher gewaschen bis sie einen neuwertigen Eindruck hinterlies und kam dann ebenfalls wieder an den Motor.

Dann wurde die Kupplungsmechanik verschlossen. Die Lichtmaschine wird noch geraume Zeit offen bleiben, da deren Gehäusedeckel einen durchgängigen Riss aufweist und ich erstmal einen neuen Deckel besorgen muss.

GT750B 042Auf der linken Seite verschloss ich den Anlasserfreilauf und den Antrieb für die Wasserpumpe und der Gehäusedeckel ist nun bereit für die Aufnahme der Accent-Zündung.

Der innen wie außen völlig verdreckte Schalter der digitalen Ganganzeige wurde gründlich gereinigt, wobei dabei einige Kabelbrüche zum Vorschein kamen. Da die Kabel an mehreren Stellen gebrochen und abgerissen waren, entschloss ich mich den Schalter komplett neu zu verkabeln.

Als nächstes wurde die Accent-Zündung von Uwe Gottwald eingesetzt.

Die Zweitaktölleitungen wurden ebenfalls gründlich gereinigt und auch die Bohrungen der Anschlüsse. Nachdem alles frei und sauber war kamen auch die wieder an die Anschlüsse und wurden auf dem oberen Motorgehäuse verlegt.

 

Dann widmete ich mich dem Verschlussdeckel für den Anlasser, der ebenfalls ziemlich vergammelt und unansehnlich war. Nach einigen Polierarbeiten kann man nun diesen Deckel wieder getrost auf den wunderschönen Motor montieren.

Die Zweitaktölleitungen wurden ebenfalls gründlich gereinigt und auch die Bohrungen der Anschlüsse. Nachdem alles frei und sauber war kamen auch die wieder an die Anschlüsse und wurden auf dem oberen Motorgehäuse verlegt.

Dann widmete ich mich dem Verschlussdeckel für den Anlasser, der ebenfalls ziemlich vergammelt und unansehnlich war. Nach einigen Polierarbeiten kann man nun diesen Deckel wieder getrost auf den wunderschönen Motor montieren.

Dann kam der auf das zweite Übermaß gebohrte und gehohnte Zylinder auf das Kurbelgehäuse. Die Zylinderfußplanfläche und die Zylinderkopfplanfläche wurden beide begradigt. Es bestand jeweils eine Abweichung von zweizehntel zur absoluten Planheit.

GT750B 049
Nachdem der Zylinderkopf mit dem richtigen Drehmoment montiert war, kam das Kühlwasserthermostat ins Kühlwasserthermostatgehäuse und wurde verschlossen. Das Kühlwasserthermostat schwamm zwei Wochen in einer Entkalkungslösung; so dick waren die Ablagerungen, die es weg zu ätzen gab.

GT750B 050Die komplett überholte Zweitaktölpumpe kam wieder auf die Ölleitungen und wurde dann mit dem ebenfalls auf hochglanz polierten Ölpumpendeckel verschlossen.

Jetzt, wo der Motor fast komplett fertig ist, sieht man wieder wie schön ein GT 750 Motor sein kann, auch wenn bei diesem Exemplar die Basis extrem schlecht war.

Es kamen noch die restlichen Seitendeckel und die SRIS-Leitungen an den Motor und damit war er fertig.

Aus einem völlig verwahrlosten GT 750 B Motor, der auch noch völlig defekt war, mit kaputten Kurbelwellenlagern und Kurbelwellensimmerringen, völlig verschlissenen Kolben, defekter Wasserpumpe usw wurde wieder ein traumhaft schönes Triebwerk mit einer Optik, die besser als neuwertig ist.

 

Als letzter Akt zum Triebwerk, fehlten nur noch die Vergaser. Diese wurden komplett zerlegt, gereinigt und alle Kanäle auf Durchgängigkeit geprüft. Es wurden neue Düsenstöcke samt neuer Düsennadeln eingebaut und die Vergaserdeckel und Schwimmerkammern bekamen ihren Hochglanz in der Gleitschleifmaschine.

Die dreckigen Verkrustungen und Kalkablagerungen wurden vollständig - innen wie auch außen - entfernt und so können die Vergaser das GT 750 Triebwerk wieder problemlos mit Kraftstoff versorgen.

Die Ansauggummis und die Schiebermenbranen wurden mit einem Kunststofftiefenpfleger wieder elastisch und geschmeidig gemacht und alle beweglichen Teile wie zb. die Chokebetätigung bekamen eine Überarbeitung damit sie sauber und leichtgängig funktionieren.

Neue Kraftstoffleitungen und neue Vergaserüberlaufleitungen rundeten das gute Erscheinungsbild der Vergaseranlage ab und angeflanscht an den Motor fügt sie sich nahtlos in den neuwertigen Gesamtzustand der komplett restaurierten Antriebseinheit.

GT750B 065Damit war das Kapitel betreffend des Motors des Büffels aus Bad Staffelstein abgeschlossen.

Es war eine bis dahin recht aufwendige Motorenrestauration. Angefangen damit, dass sich das Triebwerk nicht öffnen lassen wollte, musste die Kurbelwelle überholt werden und es waren neue Kolben notwendig. Die Wasserpumpe war defekt und alle Dichtungsringe verschlissen. Außerdem war der Motor vollständig vergammelt und verdreckt und man kann sich jetzt bei den letzten Bildern gar nicht mehr vorstellen, welch ein Elend dieser Motor einmal war.

Der Motor wird nun staubfrei eingepackt darauf wartend, dass das Fahrwerk und der Rest der GT in einem ihm entsprechenden Zustand zurückversetzt wird.

Da der Rahmen, die Räder, die Elektrik usw. in den vergangenen fast 40 Jahren so wie der Motor erheblich gelitten haben, kommt noch eine Menge Arbeit auf mich zu.

Wie es mit dem Fahrwerk des Büffels weitergeht lest ihr im dritten Teil der Restauration des "Grauens aus Bad Staffelstein".