Die Vollendung

"Die Hochzeit und der ganze Rest"

So, nachdem nun das Fahwerk fertig war und der Motor schon seit Monaten auf seinen Einbau wartete, konnten wir so langsam an die "Hochzeit" denken.

Vor dem großen Moment der Hochzeit gab es jedoch noch etwas zu tun. Der neu lackierte Batteriekasten und die ebenfalls frisch lackierte Halteplatte der Bordelektrik wurden noch eingebaut.

Weiterhin kamen der Innen- und Heckkotflügek an den Rahmen, wobei letzterer von mir neu angeschafft wurde, da das Originalteil bereits beträchtliche Rostlöcher aufwies.

Der Rücklichthalter, den ich gebraucht erstanden hatte, wurde aufpoliert und das völlig zerkratzte Rücklicht mit Xerapol Kunststoffpolitur wieder auf Vordermann gebracht.

Dann war es endlich soweit. Andreas W., dem ich erst seine NSU Lux aufgebaut hatte, kam zum Helfen vorbei, da der komplette GT 550 Motor doch einiges an Gewicht hatte. Zu zweit zirkelten wir den Motor in den Rahmen und Viktoria schob die Haltebolzen rein. Nach zirka 5 Minuten saß das vollkommen runderneuerte Drei-Zylinder-Zweitakt-Triebwerk wieder im dazugehörigen Fahrgestell.

Ich setzte noch den Luftfilterkasten ein, um einen besseren Gesamteindruck zu erreichen und war mit dem Ergebnis sehr zufrieden.

Als nächstes ging es mit der Elektrik und dem unteren Kabelbaum weiter. Die Kabel aus dem Motor wurden sauber zum Rahmendreieck geführt und dort mit den elektrischen Komponenten verbunden.

Ein Problem galt es noch zu lösen. Da ich den Motor der GT 550 auf eine elektronische Zündung von Marcel Vlaandere umgerüstet hatte und diese Zündanlage über eine Zündbox verfügte, musste diese Zündbox noch irgendwo unsichtbar untergebracht werden.

Der wasserdichte Aluminiumkasten,
der die Steuereinheit
der Zündanlage beinhaltete, hatte ungefähr die Ausmaße einer Zigarettenschachtel und war im doch recht engen Rahmendreieck von "little Büffel" nicht mehr unterzubringen. Aber zwischen dem Batteriekasten und dem Ansaugschnorchel des Luftfilters war genügend Platz.

Ich fertigte einen Halter aus Stahlblech an, in dem die Steuereinheit Platz fand und verschraubte diesen Halter mit dem Batteriekasten. So war die Zündungssteuereinheit sicher und gleichzeitig unsichtbar untergebracht.

Das Kettenrad, welches 36 Zähne hatte, wurde gegen eins mit 42 Zähnen ausgetauscht.

Eine hohe Endgeschwindigkeit ist ja was prickelndes, aber bei einem Oldtimer wie der GT 550 lege ich doch mehr Wert auf guten Durchzug bei niedrigeren Drehzahlen.

GT550 269
Die beiden vorderen Bremssättel, ich habe die GT 550 mit einer zweiten Bremsscheibe ausge-stattet, hatten eine Über-holung auch dringend nötig. Die Kolben waren festgefressen und die Kolbenabdichtung porös.


Nach gründlicher Reini-gung und neuen Dich-tungssätzen folgte die Lackierung und so überholt und aufbereitet können die Stopper ihren Dienst wieder zuverlässig verrichten.

Nun war der Zeitpunkt gekommen an dem "little Büffel" seine Auspuffanlage bekommen sollte.
Diese stand noch total verdreckt in der Ecke und musste optisch erst einmal aufbereitet werden.

eben den optischen Problemen gab es an der Auspuffanlage aber auch technische. Die Rohre waren dermaßen verkokt, dass nicht einmal 10 bar Pressluft hindurch gingen und so blieb als einzige Rettung ein vorsichtiges Ausbrennen der alten Verkrustungen.

Nach dem Ausbrennen, welches zb. bei den kleinen mittleren Rohren gute vier Stunden dauerte, war der alte Schmodder so ziemlich entfernt. Der Rest fiel dann nach schütteln der Rohre in trockenen Klumpen heraus. Nun konnte die Auspuffanlage montiert werden.

Eine böse Überraschung gab es dann noch bei der Montage des linken großen Auspuffrohres.

Irgend ein "Held" hatte in der Vergangenheit den kleinen Arm zum Ausklappen des Seitenständers umgeschweißt, so dass der Seitenständer nicht mehr in die für ihn vorgesehene Ausbuchtung im Auspuffrohr passte.

Dort wo er nun anschlug hatte er auch deutliche Spuren hinterlassen.

Ich trennte den Hebel ab und schweißte ihn an der richtigen Stelle wieder an. So lies er sich problemlos in der vorgesehenen Vertiefung versenken.

Zwischenzeitlich wurde der Tank innen chemisch gereinigt und entrostet, um der Tankinnenbeschichtung den nötigen Halt zu geben. Da dies mit einer wässrigen Lösung bei einer Temperatur von rund 70° Grad Celsius erfolgen muss, wurde einfach ein Tauschsieder in den Tank gesteckt. Der Tank, der inzwischen von außen mittels Glasperlstrahlen entlackt wurde, offenbarte so noch ein weiteres Problem.

GT550 273

Der Schriftzug "Suzuki", der im Original die Schriftform "Sans Serif" hatte, war weder für Geld noch für gute Worte aufzutreiben. Daher entschloss ich mich für den Schriftzug des Nachfolgemodells, welcher mir auch besser gefiel.

Nur hatte dieser Schriftzug ein Manko: Er war nicht gesteckt, sondern verschraubt.

Damit dieser Schriftzug bündig an den Tank passte, schweißte ich jeweils zwei M3 Muttern in die Vertiefungen der ehemaligen Steckaufnahmen und verzinnte die Vertiefung.

Nach dem Glattspachteln und in Formschleifen passte dann der verschraubte "Suzuki" Schriftzug bündig an die Rundungen des Tankes. Dann ging der Tank und die Seitendeckel zur Vollendung zum Lackierer.

Die Lenkerendenschalter waren auch schlimm beieinander und völlig verdreckt. Die Schalter wurden komplett zerlegt und gereinigt und von außen von Viktoria neu beschriftet.
Nach dem Überarbeiten aller Lötverbindungen kamen die Lenkerschalter in neuem Design wieder an "little Büffel".

Die Elektrik wurde noch in der Lampe verstaut und es war soweit. Die GT 550 sollte das erste mal laufen.

Dies wollte "little Büffel" aber partu nicht tun.

Als erstes vermutete ich die Zündung und nach einigen Tests, wobei die Zündfolge des Motors umgesteckt wurde, war zündungstechnisch alles in Ordnung. Nur der Motor sprang immer noch nicht an.

Er bekam einfach keinen Kraftstoff in die Brennräume und ich vermutete die Vergaserbatterie als Übeltäter.

Nur war an der Vergaserbatterie alles bestens und es gab keinen ersichtlichen Grund für das Spritproblem.

Als nächstes maß ich die Kompression der einzelnen Zylinder und mich traf der Schlag. Von links nach rechts waren 0,0 - 5,4 und 5,5 bar Kompression auf der Uhr abzulesen. 6,8 bar sollten es mindestens sein - wie war dies möglich?

GT550 313


Es half alles nichts, der Zylinderkopf und die Zylinder mussten nochmal runter.

Als ich die Zylinder zog und dann die Kolben in den Händen hielt dachte ich, ich sehe nicht richtig.

Die Kolbenringe waren bündig in die Ringnut gepresst und konnten nicht aufgehen.

Bei der Montage war mir aufgrund mangelnder Kennzeich- nung der Kolbenringe ein fataler Fehler unterlaufen.

Wie fast alle Suzuki GT Modelle verfügt auch die GT 550 über sogenannte "Keystone" Kolbenringe.

Diese sind einseitige Trapezkolbenringe, die eine bestimmte Einbaulage erfordern. Da diese Kolbenringe jedoch nicht in der Einbaulage gekennzeichnet waren und die Schräge mit dem bloßen Auge nicht zu erkennen war, hatte ich einige falsch herum eingesetzt. Durch die Kippbewegung des Kolbens pressten sich die Ringe in die Nut und die Kompression ging gen Null.

Nach dem Ausmessen der Trapetzneigung und dem richtigen Einsetzen der Kolbenringe war alles in Ordnung.

Nachdem die Kolbenringe nun richtig montiert waren, konnte der Motor wieder komplettiert werden und ein neuer Versuch wurde gestartet.

Fertig zusammengesetzt und per Infusionsflasche mit Sprit versorgt, wurde der Anlasser betätigt und die GT 550 sprang beim ersten Zucken des Anlassers willig an. Zweitaktnebel verqualmte sofort die Bikeschmiede und der Motor drehte willig und mit ruhigem Lauf hoch. Es war geschafft.

Dann, zwei Tage nach dem erfolgreichen Probelauf, konnte ich den Lacksatz bei der Lackiererei Eugen Hering in Schweinfurt abholen.

Der Lack der GT 550 mit der Bezeichnug "Mojave Copper - Candy Orange (136)", den ich bei der Firma RS Paint aus Großbritannien bezog, wurde von den Jungs der Firma Hering traumhaft aufgetragen.

Der schwarze Zierstreifen am Tank und die Seitendeckel-beschriftung wurden mit einer Schicht Klarlack versiegelt. Diese professionelle Lackierung und die traumhafte Farbe, die leider ihr ganzes Spektrum von dunkelorange über kupfer bis ins bordeauxrot auf Fotos nicht zur Geltung bringt, gibt "little Büffel" den letzten Schliff und ein elegantes Aussehen.

In Eleganz und Ausstrahlung steht die GT 550 M ihrem großen Bruder der GT 750 A in nichts nach. Der traumhafte Lack, gepaart mit hochglänzenden Aluminium-Motorteilen und die trotz der Breite des Motors sehr kompakte Bauweise des 3-Zylinder Triebwerkes hat seine ganz eigene Eleganz.

Diese klassische Bauform war es, die mich als Jugendlicher in den 70`ger Jahren, so sehr faszinierte. Ob "littel Büffel" im Fahrbetrieb auch das hält, was die Optik verspricht, bleibt noch abzuwarten. Sicher ist jedoch, dass es ein bildschönes Motorrad geworden ist und dies aus einer grotten schlechten Basis.

Endlich hatte dann Petrus ein einsehen und schickte ein paar Sonnenstrahlen, so dass ich die ersten paar Meter mit "little Büffel" fahren konnte.

Der ruhige Leerlauf und das spontane hochdrehen des Motors begeistert und in der Frühlingssonne kam die Schönheit der GT 550 richtig zur Geltung.

Wie "little Büffel" beim Gutachter abschnitt und wie er sich bei den ersten Ausfahrten benahm, erfahrt ihr in Kürze, sobald das Wetter in Unterfranken mal eine Ausfahrt erlaubt.

 

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