Das Skelett von "little Büffel"

So, nachdem der Motor fertig war, wurde es Zeit sich um den Rest der Suzuki GT 550 "little Büffel" zu kümmern. Es war, wie schon der Motor, alles in verrottetem, verdrecktem und vergammeltem Zustand und es erwartete mich viel Arbeit.

Als nächstes stand der Rahmen auf dem Programm. Dreck und Rost nisteten in allen Ecken und um diesen richtig zu Leibe rücken zu können, musste erst einmal alles komplett zerlegt werden.

Die Schwinge war festgerostet und ließ sich nur mit äußerster Kraftanstrengung bewegen, und auf der Aufnahmeplatte der Elektrik blühte die "braune Pest".

An den Federbeinaufnahmen waren die Gewinde völlig zerstört, das passiert, weil dies Feingewinde sind und manche eine Grobgewindemutter aufschrauben. Auch waren die Gummiführungen der Federbeine dermaßen festgerostet, so dass diese sich zwar aus den Stoßdämpfern lösten, jedoch nicht vom Rahmen.
 

Diese Gummis lösten sich nur mit roher Gewalt und der vollständigen Zerstörung.

Nachdem ich die Schwingenachse durch erwärmen heraus brachte, gab auch die Schwinge ihren Widerstand gegen die Zerlegung auf und ließ sich vom Rahmen trennen.

Die Hauptständeraufnahmen waren nach rund 40 Jahren Dauerbelastung zu Langlöchern aufgeweitet und wurden durch Aufschweißen wieder in die ursprünglich runde Form gebracht. Es waren an der GT 550 fast die gleichen Schäden wie an meiner Suzuki GT 750 A festzustellen.

Interessant war auch, dass irgend jemand in der Vergangenheit am Lenkkopfrohr einen Zylinder für ein Lenkungsschloss angeschweißt hatte.

Jedoch wurde das Loch für den Schließzapfen nicht gebohrt!
Ich entfernte diesen Zylinder, schweißte die Vertiefungen auf und glättete das Lenkopfrohr.

Jetzt war der Rahmen soweit, dass er entlackt werden konnte. Ich wollte eine völlig blanke Oberfläche haben, um eventuelle Schäden noch zu sehen und um dann den Lackaufbau mit einem guten Korrosionsschutz zu beginnen. Der gesamte Rahmen wurde mit einer dicken Schicht Hammerite Lackabbeize eingestrichen, der über Nacht austrocknete.

Danach wurde die weiße poröse Substanz mittels einer Drahtbürste abgerieben.

Nach zwei weiteren Behandlungen mit der Lackbeize stand der Rahmen in blankem Metall vor mir.

Alles in allem ließ sich der alte Lack auf diese Methode recht einfach entfernen, jedoch verursachte die Anwendung in der Werkstatt eine ziemliche Sauerei.

Überall legte sich der weiße Staub nieder und ich glaube, das Saubermachen dauerte nochmal genau so lange, wie das Lackabbeizen.

Aber der Rahmen war nun richtig sauber und nach dem Nachschweißen einiger rissiger Nähte war er bereit für einen neuen Lackaufbau.

Nachdem sämtliche Rückstände der weißen Lackbeize entfernt waren, wurde die Korrosionsschutzsschicht zweifach aufgetragen und nach Durchtrocknung mit 2000er Wasserschleifpapier geglättet.

Es folgte die finale Lackierung in glänzendem tiefschwarz. Aufgrund der schwierig zu lackierenden Form des Rahmens, begann ich mit der Unterseite. Nachdem diese getrocknet war, wurde oben lackiert.

Nach insgesamt vier Lackierdurchgängen war dann ein Oberflächenfinish erreicht, welches mich zufrieden stellte.

Während der Trocknungsphase des Rahmens kümmerte ich mich um die Federbeine und die Schwingenlagerung.

Die Federbeine wurden gründlich entrostet, gereinigt und dann an der Poliermaschine in drei Arbeitsgängen mit verschiedenen Wachsen auf Glanz gebracht.

Die zerstörten Aufnahmegummis sandte mir ein Kollege von den Zweitakt Freunden als sehr gute Gebrauchtteile zu und so konnten diese Gummis wieder in die Aufnahmenaugen gepresst werden.

Die Kunststoffbuchsen in der Schwinge ließen sich nur durch zerstören entfernen, so festgegammelt waren diese.

Neue Bronzebuchsen für die Schwingenführung bezog ich, wie bei der GT 750, wieder bei Hoffis 2 Takt Shop und die Buchsenabdeckungen samt den dazugehörigen O-Ringen bei tomtill6879 aus England über eBay.

 

So gerüstet machte die Schwinge im Rahmen wieder einen guten Eindruck und ließ sich auch spielfrei und leicht bewegen.
 

Nun folgte die Vorderseite. Die Lenkkopflager waren durch Korrosion völlig hinüber und wurden durch neue Kegelrollenlager ersetzt.

Die Vorderradgabel hatte auch in den vergangenen fast vier Jahrzehnten erheblich gelitten. Sie hatte Korrosionsnarben, die Simmerringe waren defekt und statt Gabelöl schwamm in den Tauchrohren eine Mischung aus Wasser, Öl und Dreck.

So wurde die Gabel zerlegt und erstmal richtig gereinigt. Die Tauchrohre wurden komplett überschliffen bis alle Kratzer und Narben entfernt waren und dann kam die Poliermaschine zum Einsatz.

Mit einer sehr harten Sisalbürste und einem schwarzen materialabnehmendem Wachs erfolgte die Vorpolitur. Der nächste Durchgang dann mit einer Leinenscheibe und einem nur gering schmiergelndem braunen Wachs und zu guter Letzt das Abgleichen mit einer weichen Stoffscheibe und blauem Abgleichwachs.

Kohlrabenschwarz im Gesicht und die Werkstatt komplett voller schwarzem Staub konnte ich mich dann über hochglänzende Gabeltauchrohre freuen, die mit neuen Simmerringen und frischem Öl auch wieder tadellos funktionierten.

Die verchromten Staupschutzkappen, die oben an den Tauchrohren sitzen, waren durch Korrosion so fest mit den Tauchrohren verbunden, so dass diese nur durch zerstören entfernt werden konnten.

Zum Glück fand ich bei Classic Suzuki Parts NL Ersatz für diese seltenen Teile.

Ein weiteres interessantes Teil war auch der Hauptständer, der anscheinend etliche Zeit "little Büffel" in recht feuchter Umgebung aufrecht hielt.

Die Füße des Ständers waren vom Rost so zerfressen, dass sie langsam in sich zusammenbröselten.

Ich trennte den ganzen Gammel mit einer Flex ab und schweißte an den Hauptständer neue Füße an, die ich vorher aus 5mm Stahlblech gefertigt hatte.

Jetzt kann "little Büffel" auch die nächsten Jahrzente wieder sicher stehen.

Nachdem die Staubschutzkappen für die Gabel liefertechnisch noch auf sich warten ließen, kümmerte ich mich zwischenzeitlich um die Tachoarmaturen und um die Räder.

Die Armaturen sahen ziemlich traurig aus. Die Kunststoffgläser waren völlig matt und vergilbt und alles starrte nur so vor Dreck. Bei diesem Elend half nur komplett zerlegen und richtig aufbereiten.

Auch das Armaturengehäuse musste eine gründliche Verjüngungskur über sich ergehen lassen und wurde kräftig geschruppt und mit Kunststofftiefenpfleger in den Urzustand versetzt.
 

Zum Schluss ließ ich mir bei einem Glaser zwei 3mm starke Glasscheiben anfertigen, die dann mittels Karosseriekleber wasserdicht auf die Instrumente geklebt wurden.

So konnte auch nichts mehr vergilben.

Auch die Räder warteten mit viel Arbeit auf. Das Hinterrad war ziemlich vergammelt.
 

Die Radlager hatten einen ratternden Lauf, die Speichen und die Nabe waren restlos verdreckt und hatten massig Rostansätze.

Also wurde erstmal die Nabe ausgespeicht und das verdreckte Teil im Teilewäscher grob gereinigt.

Dann kamen die Radlager raus und der restliche Dreck wurde mittels Handbohrmaschine und einer Nylonschruppscheibe entfernt.

Die Nylonschruppscheibe bereitete das Material auch gleich auf die Politur vor.

Die glatte Oberfläche wurde dann mit der harten Sisalscheibe und dem schwarzen Schleifwachs poliert.

Im zweiten Arbeitsgang ging es mit einer Leinenscheibe und blauem Abgleichwachs über die Nabe.

Der Trommelbremsdeckel wurde auf diese Weise auch gleich auf hochglanz gebracht, so dass die einst grausam vergammelte Nabe samt Trommelbremse nach ein paar Stunden Arbeit nicht mehr wiederzuerkennen.

Die Bremsbeläge wurden gereinigt und der Belag vorsichtig angeschliffen. Auch der Bremsnocken musste vom Dreck und Rost befreit werden und wurde dann gut gefettet wieder eingestetzt. So konnte die Trommelbremse wieder ihre Verzögerungs-funktion verrichten.
Und dann kam wieder einmal die undankbarste Aufgabe, wenn man alte Felgen auf Vordermann bringen möchte - 36 Speichennippel mussten vom Dreck und Rost befreit und nach der Reinigung poliert werden. Genauso wie alle 36 Speichen.
Nach etlichen Stunden Mühsal war auch dies erledigt.

Und nun erfolgte wieder das Einspeichen und Zentrieren aller gereinigter Teile.

Nachdem die Felge dann wieder rund lief, war sie für ein 39 Jahre altes Gebrauchtteil wieder schön anzusehen und wird "little Büffel" gut stehen.

Für mich gibt es dabei nur einen Wermutstropfen - die vordere Felge muss auch noch gemacht werden und die sah nicht wirklich besser aus als die hintere vorher.

Aber da die Suzuki GT 550 auf nur einem Rad sicher nicht richtig stehen wird, bleibt mir ja wohl nichts anderes übrig als jetzt die vordere Felge in Angriff zu nehmen.

Also begann das ganze von vorne: ausspeichen, reinigen, einspeichen und zentrieren. Auch in die vordere Nabe kamen neue, komplett geschlossene Kugellager.

Nach dem Ausspeichen der Felge wurden die Radlager herausgepresst und der grobe Dreck im Teilewäscher entfernt.
Nach einem Feinschliff kam die Poliermaschine zum Einsatz und nach drei Durchgängen mit verschiedenen Polierwachsen erstrahlte die Vorderradnabe in neuem Glanz.

Die Speichen und die Speichennippel erhielten die selbe Behandlung wie die der hinteren Felge und auch der Felgenring, der leider einen geringen Höhenschlag aufweist, wurde gründlich überarbeitet.

Ob sich dieser Höhenschlag im späteren Fahrbetrieb auswirkt, bleibt abzuwarten, da er sehr gering ist. Wenn aber doch, muss die Vorderradfelge noch einmal ausgetauscht werden.

Weil ich gerade so schön mit der Aufbereitung der Chromteile beschäftigt war, wurden dann gleich noch die Scheinwerferhalter, der Scheinwerfer und alle dazugehörigen Kleinteile gereinigt und poliert.

Das Scheinwerfergehäuse war außen in einem ansehnlichen Zustand, hatte jedoch Unmengen von Rostpickeln, die ich in mühevoller Handarbeit nach und nach herauspolierte.

Das Innere des Scheinwerfergehäuses bestand nur aus Rost und wurde mit Hammerite Rostumwandler eingestrichen, der aus der "braunen Pest" eine gleichmäßig schwarze und feste Oberfläche machte.

Auch bei allen anderen Chromteilen, bei denen meist die inneren Flächen starken Rostbefall aufwiesen, wurde so verfahren.

Dann war es endlich soweit und die schon seit geraumer Zeit fertige Telegabel wurde samt Felge an den Rahmen montiert. Auch die hintere Felge, die zwischenzeitlich einen neuen Dunlop Street Smart Reifen erhalten hatte, kam in den Rahmen und so stand "little Büffel" nach Monaten endlich wieder auf den eigenen Beinen.

Jetzt kamen die so mühevoll aufbereiteten Felgen erstmal richtig zur Geltung und es fiel auf, dass die Suzuki GT 550 M alles andere als ein kleines Motorrad war.
 

Als nächstes war der vordere Kotflügel dran, der dann das Bild des Vorderrades vollends abrundete.

Leider war dieser Kotflügel auch in einem erbärmlichen Zustand und zudem auch noch an der vorderen rechten Kante beschädigt, was ich erst sehen konnte nachdem der ganze Dreck herunter war.

Nach stundenlangem Auspolieren von Rostpickeln bekam der Kotflügel dann so langsam ein akzeptables Aussehen - nur die Beschädigung an der vorderen Ecke musste leider bleiben. Für's erste kann ich damit mal leben, aber auf lange Sicht werde ich diesen beschädigten Kotflügel mit Sicherheit noch austauschen.

Dann erfolgte der Umzug von meiner starren Hebebühne auf die höhenverstellbare und es kamen die Halter für den Scheinwerfer und der komplette Scheinwerfer, den ich von Bilux auf H4 umgerüstet hatte, an die Gabel von "little Büffel".

Bei dieser Umrüstung gab es auch noch ein Problem, denn der Ring, der die Streuscheibe des Scheinwerfereinsatzes umfasst, war anscheinend durch einen Sturzschaden schwer beschädigt worden.

Ich schliff den Ring ab, füllte die Vertiefungen mit Lot auf und verschliff diese glatt. Jedoch war nun der Chrom dieses Ringes durch die Reparatur hinüber, sodass ich den Haltering mattschwarz lackierte.

Ob dieser mattschwarze Ring, der meiner Meinung nach dem Scheinwerfer eine ganz besondere Note gibt, letztendlich so bleibt, wird genauso wie der beschädigte Kotflügel noch entschieden.

Jetzt wird "little Büffel" erst mal komplett fertiggestellt und dann zum Schluss werden die letzten Veränderungen vorgenommen.

Um ein komplettes Bild der Gabeloptik zu erhalten, montierte ich die Armaturen und den Lenker und so sah die GT 550 schon fast wieder wie ein richtiges Motorrad aus.

Es kamen jetzt die komplett überarbeiteten Armaturen und die auf hochglanz polierte Gabelbrücke richtig zur Geltung.

Damit war das Kapitel "das Skelett von little Büffel" auch erfolgreich abgeschlossen.

Wie es mit "little Büffel" weitergeht, wie die "Hochzeit" von Motor und Rahmen verlief und was alles noch für Arbeiten anstanden, könnt Ihr auf den nachfolgenden Seiten der Restaurierung der GT 550 M nachlesen.
 

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