"Die Übersiedelung aus dem hohen Norden"

Der Büffel kommt nach Franken

So, Mario wollte also den "Olli Büffel", wie er ihn nannte, verkaufen. Ich war begeistert. Es war genau der Büffel, der mir so gut gefiel und da ja schon alles von Mario gemacht war, käme wenig Arbeit auf mich zu. Darin sollte ich mich jedoch gewaltig irren.
 

Zwar hatte Mario eine Liste mit den Macken erstellt und er erwähnte, dass die GT 750 nicht mehr ganz so wie vor vier Jahren aussehen würde und er schickte mir auch ein paar, wenn auch sehr schlechte Fotos, auf denen man sah, dass der Zustand nicht mehr so berauschend war - aber ich war voll vom "Büffelfieber" infiziert und wollte dieses Bike.

Mario und ich wurden uns handelseinig und so ging es Ende November 2012 an einem Samstag per Sprinter gen Norden. Nach rund 530 km und 6 Stunden Fahrt schlugen wir bei Mario in Norderstedt auf.

Der Zustand des Büffels war "in natura" noch erheblich schlechter als ich erwartet hatte - der Motor lief, aber ziemlich scheppernd und mit erheblicher Qualmentwicklung vor allem aus dem rechten Auspuff und ich fing zu zweifeln an, ob ich diesen Büffel wirklich nehmen soll.
 

Jedoch hatte ich es satt ständig hunderte von Kilometern zu fahren, um dann zu erkennen, dass die Offerte ein Flopp war.
 

Ich wollte so einen Zweitakter und so wurde der jetzt ex "Olli Büffel" in den Sprinter verladen und trat die Reise nach Unterfranken an. Nach erneuten 6 Stunden Fahrt reichte es für den Tag und ich beschloss mir das Elend, welches hinten im Sprinter stand, am nächsten Morgen gründlich anzusehen. Ausgeladen und auf die Hebebühne verfrachtet gab der Büffel dann doch ein ziemlich trauriges Bild ab. Es war etliches nicht so, wie es sein sollte und der Zustand war jämmerlich.

So waren zum Beispiel die Gabelstandrohre einer GT 550 verbaut, die für die erheblich schwerere GT 750, mit ihren Federn viel zu schwach waren. Beim Bremsen und auf schlechten Straßen schlug die Gabel durch. Die gelochten Bremsscheiben, die es damals noch gar nicht gab, stammten ebenfalls von einer GT 550. Diese waren sowohl im Durchmesser wie auch in ihrer Stärke erheblich schwächer als die Scheiben der GT 750. Der Kühlergrill war in der falschen Farbe und etliche Lamellen des Gitters waren gebrochen.


Das Büffeltriebwerk hatte in den vergangenen 4 Jahren auf den angeblich 20.000 km erheblich gelitten. Der Motor war völlig stumpf, kein Glanz, überall hatten sich Öl- und Benzinreste abgelagert und in das Aluminiumgehäuse gefressen. Für die Befestigung der Auspuffrosetten kamen Stehbolzen anstatt Schrauben zum Einsatz, weil die Gewinde alle defekt waren. Nur verhindern die Stehbolzen, dass die Rosetten bündig an den Flansch geschraubt werden können.

Die Vergaser total verdreckt, mit abgebrochenen Spitzen der Gemischregulierungsschrauben, die natürlich noch im Vergasergehäuse steckten und aus den Schwimmerkammern tröpfelte der Sprit. Überall waren Kupferringe statt Stahlbeilagscheiben verbaut und aus fast jedem Gewinde quoll Kupferpaste.
Desweiteren waren völlig falsche Zündkerzenstecker montiert und die Gummis der Vergaseransaugstutzen waren völlig verhärtet. Außerdem fand sich noch einen abgebrochener Ansaugstutzen am rechten Zylinder und vieles mehr!!!
Zum Beispiel, der nicht modellzugehörige Kettenschutz aus schwarzem Kunststoff. Aber auch richtig schick waren die satte Beule im rechten Chromdeckel des Luftfilterkastens...
...und die zu kurzen und vergammelten Stoßdämpfer von Koni.

 

Desweitern warteten die Armaturen mit mehrfarbigen Instrumenten auf und der Kabelbaum sowie die gesamte Elektrik waren schön bunt, jedoch nicht wirklich funktionstüchtig.

Und dann gab es noch die fast schon vernachlässigbaren Kleinigkeiten wie eine Felge mit saftigem Höhenschlag und krummen Speichen, ein fehlendes Sitzbankschloss, eine defekte Sitzbank, die falschen Blinker, eine vermutlich defekte Lichtmaschine samt kaputtem Regler und Gleichrichter, klappernde Radlager und... und... und...

Nach der gründlichen Befundung des erworbenen Büffels kam ich dann zur nüchternen Erkenntnis, dass diese GT 750 meilenweit von meiner Vorstellung wie ein "Wasserbüffel" aussehen sollte, abwich.

 

Ich wollte ein absolut perfektes Original und da gab es nur eine Antwort:

 

Komplette Zerlegung und penibler Neuaufbau bis ins kleinste Detail

...es war ein langer und arbeitsintensiver Weg bis meiner GT 750 A diese Ehrung zu Teil wurde und...

 

...wie es weiterging bis es zu diesem Preis kam, könnt ihr hier nachlesen... 

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