Der goldene Büffel aus der "Randlpfalz"


...oder wie aus einer runtergeritten "B" eine traumhafte "A" wurde...

Im August 2014 brachte Stefan aus Oberfranken, am Rande der Oberpfalz seinen goldenen Büffel zu mir in die Bikeschmiede. Die GT 750 eines der letzten "B" Modelle war ein Jugendtraum von Stefan und hatte satte 73.000 km auf der Uhr. Stefan merkte schnell, dass seine Neuanschaffung wohl nicht so ganz in Ordnung war. Die GT qualmte übermäßig stark aus dem rechten Auspufftopf, das Fahrwerk war labberig und die Lenkkopflager hinüber.

Außerdem bemängelte Stefan starkes Konstantruckeln. Auf den ersten Blick sah die GT gar nicht so schlecht aus, jedoch musste man diesen Eindruck bei genauerem Hinsehen revidieren.

Es waren wie so oft die Summe der Kleinigkeiten, die das ganze schmälerte. So waren die Reifen von 1984, die Lampenbefestigung hatte Beulen und das Gehäuse der Temperaturanzeige war verdellt. Der Sitzbankbezug war schlecht aufgezogen und lieblos mit Heißkleber angepappt worden. Außerdem fehlte der Sitzbank die rundum führende Zierleiste.

Der Motor konnte die Laufleistung und die Jahre auch nicht verbergen und Gammel und Rost hinterließen keinen guten Eindruck.

Bei einer Probefahrt stellte ich dann fest, dass der Motor mechanisch sehr laut lief, obwohl die Fahrleistungen durchaus als ordentlich beschrieben werden durften.

Das Fahrwerk war jedoch völlig fertig. Neben den uralten Reifen hatten die Lenkkopflager Rattermarken und die GT fuhr nur eckig. Beim Beschleunigen verzog die Antriebskette die gesamte Schwinge in der Lagerung und die Bremsanlage verzögerte auch nur mäßig.

Dann kam die GT 750 erst einmal auf die Hebebühne.

Noch schlimmer sah es unter dem Tank und der Sitzbank aus. Der Kabelbaum war mehrfach "professionell" durch Zusammenzwiebeln von Kabelenden geflickt worden und die Hauptsicherung hing nur zwischen zwei Kabelschuhen, wovon sich einer gelöst hatte. Der hintere Innenkotflügel hatte heftige Risse und Pappkarton verstopfte den Luftansaug am Luftfilterkasten.

Ein echt schönes Detail war auch die hintere Tankauflage, die mal jemand mit Lederresten reparieren wollte. 

Alles in allem war das dann doch ein eher trauriger Anblick, welchen der B-Büffel da ablieferte.

Und das war nur was man sah. Wie es im Inneren des Motors aussieht entzog sich noch meiner Kenntnis und eigentlich war eine Motorrevision nicht geplant.

Nach Rücksprache mit Stefan, der natürlich nicht erfreut war, dass sich sein "Schmuckstück" in solch einem desolaten Zustand befand, beschlossen wir die Sache richtig anzugehen.

Der Motor sollte jetzt komplett überholt werden, also von der Kurbelwelle bis zum Getriebe und der Rest des Büffels auch. Die mattschwarzen Teile, der Scheinwerfer und die Scheinwerferhalterung, die Suzuki damals aus Kostenreduzierung eingeführt hatte, sollten den verchromtem vom "A" Modell weichen und die gesamte Optik sollte letztendlich einer "A" mehr entsprechen als dem B-Modell.

OK, alles war machbar und es sollte wieder ein wunderbares Fahrzeug entstehen. Also gab es wieder mal viel zu tun.


Jetzt musste erst einmal der Motor raus. Unter dem Motordeckeln sah es auch nicht berauschend aus. Aus dem Kupplungseinstelldeckel kam erstmal ein Schwall Öl und flutete mir die Hebebühne. Dort darf sich überhaupt kein Öl befinden es sei denn man setzt den Deckel verkehrt auf - und genau so war es.

Unter dem Ritzeldeckel zeigte sich das übliche Bild. Ein mit Kettenfett verkleisterter Ganganzeigenschalter bei dem zusätzlich auch noch der Simmering undicht war. Es war alles in allem eine ziemlich verdreckte Angelegenheit.
Nach Abmontage des Wasserkühlers, was sich aufgrund der völlig verhärteten Kühlwasserschläuche schwierig gestaltete, und dem lösen aller elektrischen Verbindungen war es dann soweit - der Motor kam raus.

Wie er jetzt so da völlig alleine stand sah man ihm die knapp 73.000 Kilometer richtig an. Nichts war es mehr mit dem Glanz vergangener Jahre: stumpf, dreckig, ölig oder wie sich Helmut ausdrückte einfach mitgenommen sah er aus.

Die Vergaserbatterie hatte ihre besten Zeiten auch schon lange hinter sich. Ebenfalls völlig abgestumpft und mit schwergängigen Drosselklappen lag sie nun auf der Werkbank.
Aber auch der Rest der GT 750 B war ein trauriger Anblick. Im Rahmen hatte sich jahrzehnte alter Dreck angesammelt, der Lack war an etlichen Stellen ab und es blühte die braune Pest.

Also es war etliches an Arbeit an diesem Büffel zu erledigen.

Der Motor musste komplett überholt werden und es war bis dato noch nicht einmal bekannt mit welchen Überraschungen dieser noch aufwartete.

Die Elektrik war völlig marode und sollte unbedingt in funktionstüchtigen und zuverlässigen Zustand versetzt werden, so dass der goldene Büffel alltagstauglich wird.

Das völlig ausgelutschte Fahrwerk musste neue Lagerungen erhalten und der ganze Gammel am Rahmen sollte weg.

Diese GT 750 B war von ihrer Substanz der schlechteste Büffel den ich bislang zur Restauration hatte und er wurde nur von Viktorias GT 550 M (little Büffel), die sich in einem noch erbärmlicheren Zustand befand, getoppt. Die GT 750 von Stefan brauchte die ganz große Wellnesskur.

Little Büffel stieg jedoch auf wie Phönix aus der Asche und gehört jetzt zu den schönsten GT 550 in Europa und die goldene "B" aus Oberfranken hat diesen Weg noch vor sich.

Wie es weiterging mit der goldenen GT 750 B von Stefan könnt Ihr im zweiten Teil dieser Restauration nachlesen.